Lust und Genuss in der Menopause?! Hell yes!!! - Wache Weiblichkeit

Lust und Genuss in der Menopause?! Hell yes!!!

Yoni Jade Ei
13. April 2017
Bewusste Weibliche Sexualität
25. April 2018
Yoni Jade Ei
13. April 2017
Bewusste Weibliche Sexualität
25. April 2018
 

Ein großes Tabu scheint immer noch die Verbindung von Sex und Menopause zu sein. Sex, Lust, Erotik, Sexyness im Zusammenhang mit dieser Zeit des Lebens sind fast nicht zu finden. Hartnäckig hält sich ein Mythos der Menopause: Sex und Erotik sind vorbei. No Way! Nichts ist weiter entfernt von der Wahrheit.

Ich habe innerhalb der Blogparade "Meine Wechseljahre und ich" schon viele interessante und tolle Artikel zur Menopause gelesen - vielen Dank dafür! Auf "Hell Yes" hat mich Frauke Schramm in ihrem Beitrag gebracht mit den credits an die wunderbare Marie Forleo. Es paßt so sehr! Dank auch dafür!

Gesellschaftliche Tabus

sind herausfordernd und sie führen zu vielen Missverständnissen. Dabei sind wir an einem so anderen Punkt als unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter. Die meisten von uns sind gesünder, fitter, freier in ihrem Leben unterwegs, unsere Lebenserwartung ist wesentlich höher. 2020 werden 2/3 aller Frauen über 40 sein. Mit 50 haben wir mehr als ein Drittel unseres Lebens noch vor uns. Das heißt, es muss eine neue "Kategorie" her, es sind nicht mehr nur das Mädchen, die Frau, die gebärfähig ist und die alte Frau. Es gibt die der souveränen, wild-entspannten und lustvollen Frau, die ihr Blut würdevoll verabschiedet hat. Die weiß, wer sie ist, ahnt, wohin sie möchte und bereit ist, Herausforderungen anzunehmen, und die sich nicht durch Mythen und Tabus aus alten Zeiten zurückhalten lässt. 

Wie kannst du eine neue Ebene von Lebendigkeit und Lust in dein Leben bringen?

Ich hatte das Glück, vielleicht auch einfach die Neugier und Entschlossenheit, mich früh dem Thema Sexualität zu widmen. Es gab Erlebnisse, die gesehen und geheilt werden wollten und das brachte mich dahin, dass ich mich mit Mitte Zwanzig zur Körpertherapeutin ausbilden ließ und mich in die tantrische Welt begab. Durch den Kontakt zu meinem Körper und meiner Sexualität wurde soviel Lebensenergie frei, dass für mich klar war: Hier will ich weiter, das möchte ich in die Welt geben. Ich habe früh schönen Sex erlebt, ekstatische Erlebnisse gehabt und gefühlt, welche Auswirkung Orgasmen auf mein Leben haben.

Ich bin spät Mutter geworden, erst nachdem ich 40 war, kam dieser Wunsch in mir auf. Sexualität hatte auch dann einen großen Stellenwert. Allerdings merkte ich, dass im Alltag die Polarität verschwindet, die so wichtig ist, um auch als Eltern eine erfüllende Sexualität zu leben. So ging Sexualität mehr in den Hintergrund und ich näherte mich meinem Wechsel an. Ich konnte spüren, dass es ein Wechsel auf vielen Ebenen war, spannenderweise nannte ich damals schon meine Arbeit "Wandel wagen". Es ging um die bewusste Veränderung, die wir Frauen erleben können, wenn wir unserem Körper vertrauen. Ich spürte, dass ich diesen Mythos der sexlosen Zeit nicht bestätigen konnte und wollte. Und das hat mich dahin gebracht, für mich selbst und für Frauen allgemein zu schauen, was wir in uns transformieren können, um einen anderen, erfüllenden Weg in diesem Lebenskapitel zu gehen. Um aus dieser Zeit eine bestärkende, lustvolle und spirituelle Reise zu machen.

Meine Sexualität hat sich in meiner Menopause eher verstärkt. Meine Orgasmen sind länger und intensiver und ich mag es sehr, auf wonnevollen Plateaus zu verweilen, anstatt auf ein Ziel zuzupreschen. Übrigens geht das auch ohne Partner ;-)

In meiner Arbeit mit Frauen höre ich oft "ich habe diesen Funken nicht mehr" oder "ich hab einfach keine Lust mehr" "meine Libido ist verschwunden" oder auch "ich hatte das lange genug, brauch ich nicht mehr". Meistens hat es damit zu tun, dass es auch hier eine Entwicklung geben muss. Leben ist Veränderung und auch unser Körper und unsere Sexualität verändern sich. Wenn wir das gleiche haben wollen, was wir mal hatten, verpassen wir neue großartige Möglichkeiten. Manchmal ist es erst in dieser Zeit, dass Frauen ihre sexuelle Identität kennenlernen bzw. sich eingestehen, was für ihr sexuelles Leben stimmig ist. Manche Frauen lernen erst in diesem Abschnitt ihres Lebens ihren eigenen Körper wirklich kennen. Es ist wie mit einem Instrument. Dein Körper möchte vielleicht auf eine ganz neue Weise "bespielt" werden, vielleicht musst du mehr Kenntnis über dieses Instrument und seine Möglichkeiten haben. Vielleicht ist es wichtig, dein Tempo und deine Erwartungen zu betrachten. Vielleicht geht es um eine andere Form der Kommunikation mit deinem Partner/deiner Partnerin. Lässt du dir Zeit? Hörst du in dich hinein? Sexualität ist eine wunderbare Möglichkeit, Genuss und Lust zu erleben, auch wenn du ohne Partner*in bist. 

Wir können lernen, in unserem eigenen Körper Genuss zu finden. Wenn du das noch nicht erlebt hast, heißt es nicht, dass du es nicht haben kannst. Das ist jetzt eine großartige Zeit, dir zu begegnen mit den Sehnsüchten, Wünschen und Träumen, die du vielleicht lange weggeschoben hast.

Wechseljahre holen noch einmal alles hervor, was Heilung will.

Das ist eine große Einladung. Lerne dein Instrument kennen. Lerne es zu spielen, erst für dich selbst und dann lädst du vielleicht deinen Partner/deine Partnerin zum Duett ein. Wir sind alt genug anzuerkennen, was stimmt, was nicht. Und genügend frei, um Neues zu lernen, neugierig zu wagen. Dazu ist es wichtig zu wissen, wie unser eigener Körper tickt, unsere eigene Anatomie zu kennen und zu verstehen. Wir können uns heute soviel Wissen beschaffen, aber spannenderweise lassen immer noch fast alle Anatomiebücher die wirkliche Beschaffenheit der Klitoris aus. Die Bedeutung des Uterus als Sitz unserer Kraft und vorallem der Zervix, des Muttermunds, als Speicher und Verbindung zu tiefsten und höchsten Erlebnissen sind wissenschaftlich völlig vernachlässigt. Der zervikalen Orgasmus ist ein ganzkörperliches Erleben und ihm wird nachgesagt, dass mit ihm DMT (Dimethyltryptamin) ausgeschüttet wird, ein körpereigener Wirkstoff, der auch während der Geburt und dem Sterben im Körper produziert wird.

Sind Orgasmen wichtig?

Ich sage JA. Wenn wir keinen Druck aufbauen, um sie zu erreichen. Vielleicht hast du viel Druck in deinem Leben erfahren. Deine Menopause sollte eine Zeit sein, in der du souverän und in dir verbunden schaust, was dir gut tut, was dich beglückt. Orgasmen sind nicht Ziele, sondern entzückende Geschenke, die wir uns selbst machen (auch mit Partner*in) dafür, dass wir uns Zeit lassen und fühlen, entspannen, kommunizieren. Sozusagen Sahnehäubchen, und auch hier geht es um den Weg.....den lustvoll-entspannten Weg. Orgasmen versorgen den Körper mit Endorphinen, Antidepressiva, Oxitocyn, sie vermindern in starkem Maße Angstzustände und kurbeln natürlich unser kardiovaskuläres System an, denn tiefe Atmung ist Teil des Ganzen :-). Sie lassen uns liebevoll, erfüllt, entspannt, in Frieden mit uns sein und das Beste: Sie sind komplett kostenlos!!!

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie großartig es wäre, mehr Orgasmen zu haben?

Es ist normal, Veränderungen in deiner Libido zu fühlen. Starte mit kleinen Ritualen ganz für dich, um deinen Körper auf ein anderes Erregungslevel zu bringen. Wenn du dich mehr in Gedanken und in deinem Mind aufhältst, kannst du nicht erwarten, auf einmal in Verzückung zu geraten. Also hebe diesen Level kontinuierlich an. Ich massiere z.B. jeden Morgen nach der Dusche meine Brüste. Das ist ein taoistisches Ritual. Ich nehme sinnlich duftende Kokosbutter dazu. So startet mein Tag schon wunderbar anregend. Je mehr du dich selbst liebevoll, nährend und heilend umhüllst, desto wohler wirst du dich fühlen, das strahlst du aus und so begegnet dir die Welt.

Und falls deine vaginalen Schleimhäute zu trocken sind: Es gibt wirklich wunderbare Gleitgele. Ich arbeite seit Jahren mit dem Jade Ei. Auch das ist eine sehr alte taoistische Tradition, es ist ein eiförmiger Jadestein, den du einführst. Er hat eine Bohrung, um einen Rückholfaden anzubringen. Das Jade Ei belebt, vitalisiert und erhält die Feuchtigkeit, es verstärkt die Blutzirkulation, stärkt deinen Beckenboden und vergrößert deine Sensibilität. Mir geht es hierbei nicht um ein Training, das die Anspannung deiner Muskulatur verstärkt, sondern um ein Entspannen, Ausdehnen und Erden in deinem Schoßraum.

Wir haben keine guten Modelle in unserer Kultur und in unseren Familien für diese so besondere Zeit. Lasst sie uns erschaffen.

Es beginnt wie immer bei uns selbst. Mit jeder einzelnen Frau, die bereit ist, ihr FrauSein, ihre Lust und ihre körperliche Wonne zu leben, souverän ihren eigenen Platz einzunehmen in sich selbst und von da aus ihre Welt zu verändern.

Das ist die gute Nachricht. Dieser wunderbare Körper, und ich meine ganz egal, was wir manchmal an ihm auszusetzen haben, hat uns bis hierher gebracht. Wir können soviel Genuß und Weisheit in ihm finden.

Ich wünsche dir eine lustvolle Reise!

Herzlichst!

 
Anandi Iris Mittnacht
Anandi Iris Mittnacht
Anandi arbeitet mit Frauen vor allem zum Thema Körper und Sexualität.

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